Skáktafl - Schachzabel


Inhalt:

1. Eine kleine Wörterliste der Schachzabelgesteine
2. Eine Kurzfassung der Geschichte des Schachspiels
3. Die Schachmannen von Lewis
4. Quellenverzeichnis

Zunächst eine kleine Wörterliste der Schachzabelgesteine:

Neuhochdeutsch

Mittelhochdeutsch

Norrön

Norwegisch

Englisch

Persisch

Schach
Schachfiguren/Spielsteine
Schachbrett
König
Dame
Läufer
Springer
Turm
Bauer

Schach!
Schachmatt!

Schâch-/zabel
Schâchzabelgesteine
Schâchzabel
Künig
Künigîn, Frow
Alte, Bischoff, Schütze
Ritter
Roch, Elephant, Thurm
Vendelîn

Schâch!
Schâchmat!

skák/-tafl
skákmenn
skáktafl/-sborð
kónungr
drottning, fru
biskup
riddari
hrókr, fill
peðmaðr

skák!
mát!

sjakk
sjakkbrikke
sjakkbrett
Konge
Dronning
Løpar
Springar
Tårn
Bonde

Sjakk!
Sjakkmatt!

chess
chessmenn
chessboard
king
queen
bishop
knight
rook
pawn

check!
checkmate!




Schâh
wazir
fil
asp
rukh
piyâdah



Zur Inhaltsübersicht

Eine Kurzfassung der Geschichte des Schachspiels

Der Ursprung des Schachspiels wird allgemein in einem indischem Würfelspiel für vier Spieler namens Chaturâjî (Die vier Könige) gesehen. Im Chaturâjî hatte jede der vier Seiten acht Spielsteine. Einen König (râja), einen Elephanten (gaja), ein Pferd (ashwa), ein Boot (naukâ) und vier Fußsoldaten (vati).
Einem Lied zufolge spielten zwei Spieler in einer Mannschaft zusammen. Des Weiteren wurde überliefert, daß das Chaturâjî-Spiel insbesondere zu den Vollmondfesten gespielt wurde.

Chaturaji

Ausgangsstellung eines Chaturâjî-Spiels


Bis heute wird ein vergleichbares Spiel unter dem Namen shatranj in Indien gespielt.
Der bengalische Begriff naukâ wurde aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Zeit durch das Wort roka (persisch rukh), was nur ein anderes Wort für Boot ist, verdrängt.
Die ersten Veränderungen in Richtung Schach nach heutigem Verständnis waren die Vereinigung der befreundeten Heere zu einem Heer und das Weglassen der Würfel. Das Weglassen der Würfel im Spiel war auf hinduistisches Verbot von Würfelspielen zurückzuführen.
Der zweite König wurde bei der Vereinigung der Heere in einen königlichen Sicherheitsberater oder Minister, den sog. mantri umgewandelt. Dieses auf zwei Spieler zugeschnittene Chaturâjî-Spiel wurde von den Indern Chaturanga benannt. Chaturanga bedeutet in etwa soviel wie "Aus vier Teilen bestehen". Mit den vier Teilen sind die ursprünglichen vier Waffengattungen: Fußvolk, Reiter, Streitwagen und Kriegselephanten des indischen Heeres gemeint.
Mit den Eroberungen der Moslems in Nord-Indien gelangte diese Frühform des Schachspiels, das sog. Rûmî-Schach in den persisch-arabischen Raum. Die dort üblichen Bezeichnungen für die Spielsteine waren shâh oder padshâh für den König, wazîr (Wesir ) für den königlichen Sicherheitsberater, fîl für den Elephanten, asp oder ghora für das Pferd bzw. den Reiter, rukh für das Boot und piyâda für das Fußvolk.
Aus dem arabischen Raum gelangte das Schachspiel insbesondere über die iberische Halbinsel in das Abendland. Die Bezeichnungen der Spielsteine wurden zunäst in latinisierter Form als shâh oder padshâh für den König, ferzia für den königlichen Sicherheitsberater, alphiles für den Elephanten, asp oder ghora für das Pferd bzw. den Reiter, rochus für das Boot und piyâda für das Fußvolk beibehalten.
Insbesondere in Deutschland und Italien ...

Alte, Altherr, Bischoff, Narr(frz.), rathherr, Schütze
Roch, Elephant, thurm, Herzog, Fähnrich, Oberster, Statthalter, Schildwagter (NL.)

Zur Inhaltsübersicht

Die Schachmannen von Lewis (The Lewis Chessmen)

Im Jahre 1831 wurde auf der zu den Äußeren Hebriden gehörenden Insel Lewis eine stattliche Sammlung von insgesamt 78 Schachspielsteinen gefunden. Es gibt keine schriftlichen Berichte über die Art und Weise des Fundes. Die Spielsteine sollen in einer Sandbank am Haupt der Bucht von Uig an der Westküste der Lewisinsel entdeckt worden sein und sich mündlichen Berichten zufolge in 15 Fuß Tiefe (4,5 m) in einer kleinen trockenen Steinkammer (wahrscheinlich ein Ofen) befunden haben.

Im einzelnen handelt es sich hierbei um acht Könige, acht Königinnen (Damen), sechzehn Bischöfe (Läufer), fünfzehn Ritter (Springer), zwölf Berserker (Türme) und neunzehn Grabsteine (Bauern).
Die meisten der Schachmannen wurden aus Walroßelfenbein geschnitzt. Nur wenige sind aus Walzähnen gebastelt worden. Es wird angenommen, daß die Spielsteine etwa im 12. Jahrhundert in Westnorwegen, wahrscheinlich in der Nähe von Trondheim gefertigt worden, da man dort vergleichbare Funde machte. Im 12. Jahrhundert waren Irland, die Hebriden die Orkneyar, die Shetland-Inseln sowie große Teile Schottlands infolge der Wikingerzüge von norwegischen Siedelern bewohnt. Einge Geschichtswissenschaftler nehmen an, daß die Spielsteine auf den Hebrieden versteckt oder verloren wurden nachdem ein Unglück auf der Überfahrt zu reichen Siedlungen an der irischen Ostküste geschah.

Die meisten Spielsteine besitzen menschliche Gestalt mit Ausnahme der Bauern, welche eher an Grabsteine mit einer achteckigen Grundfläche erinnern. Die Ritter reiten auf verhältnismäßig zu klein geratenen Pferden und Tragen Speer und Schild. König und Königin sitzen auf Stühlen, die mit aufwändigen wikingerzeitlichen Mustern verziert sind. Die Könige halten ein Schwert über ihren Knien. Alle Königinnen legen, wahrscheinlich aus Bestürzung über das Kriegstreiben, ihre rechte Hand auf die Wange. Mache der Königsgemahlinnen zeichnen sich durch einen kleinen Überbiss aus. Sieben der Bischöfe werden sitzend mit einem Hirtenstab dargestellt die anderen neun Bischöfe stehen. Auffällig an den Steinen ist, daß sie mit Außnahme der Berserker einen betrübten Gesichtsausdruck besitzen. Nur die stehenden Berserker, die mit Helm, Schwert und Schild ausgestattet sind, weisen kampfentschlossene Gesichtszüge mit wildem Blick auf. Einge der Berserker beißen sogar in ihre Schilde. Die Gestaltung der Türme als Berserker weist auf isländischen Einfluss hin........
Auf einigen der Spielsteine sind rote Farbspuren zu erkennen, die höchst wahrscheinlich der Unterscheidung von "Freund und Feind" im Spiel dienten.

Die Schachmannen von Lewis wurden zusammen ein- und erstmalig von Roderick Ririe bei einer Tagung der schottisch archaeologischen Gesellschaft (Society of Antiquaries of Scotland) am 11. April 1831 ausgestellt. Bald danach wurden sie aufgeteilt. Zehn wurden von Charles Kirkpatrick Sharpe erworben. Die verbleibenden 67 Schachfiguren kaufte das Britische Museum zusammen mit 14 anderen Zabelsteinen und einer Spange.
Charles Kirkpatrick Sharpe fand später einen weitere Lewis-Schachfigur, die in deren Sammlung zu den zehn bereits vorhandenen aufgenommen wurde. Später sind alle elf Spielsteine an den Lord Londesborough verkauft worden. 1888 erfolgte der Weiterverkauf an die schottisch-archaeologische Gesellschaft, die die 11 Steine (2 Könige, 3 Königinnen, 3 Bischöfe, 1 Ritter, 2 Berserker) dem königlichen Museum von Edinburgh stiftete.
Die Spielsteine, welche dem Britischen Museum zur Verfügung gestellt wurden sind dort weiterhin in Raum 42 unter der Registriernummer M&ME 1831,11-1.78-159 zu besichtigen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in der irischen Grafschaft Meath eine Königin im Stil der Lewis-Königinnen gefunden. Sie ist heute in einem privatem Museum in Dublin ausgestellt.

Nachbildungen und Repliken

Schlechte und vor allem zu kleine Nachbildungen der Lewis Schachmannen gibt es zu hauf. Wirklich originalgetreue Repliken gibt es nach meinem Wissen nur für viel Geld beim House of Staunton und beim Britischen Museum in London.

Zur Inhaltsübersicht

Quellenverzeichnis

1. Murray, H.J.R., "A History of Chess", Oxford University Press, 1913
2. Batey, C., Clarke, H., Page, R.I., Price, N.S., "Bildatlas der Weltkulturen - Die Wikinger" Bechtermütz Verlag, 1997
3. Die Bilder der Lewis-Schachmannen stammen von den Wikimedia-Commons

Zur Inhaltsübersicht

Leitseite
Startseite